Mothers - 16.02.2019 - Badehaus

Mothers

Mothers

Foto: Tonje Thilesen

 

Support: N Kramer

 

Das neue Mothers Album „Render Another Ugly Method“ ist ein kleines, frickeliges Super-Monster geworden, auf dem sich das Bandprojekt von Kristine Leschper auf einer Doppel-LP so richtig austoben darf. Es ist ein Experiment und der Versuch, zwei Dinge auf einmal zu tun, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, alleine etwas zu schaffen und gemeinsam zusammenzuarbeiten, weitläufig und trotzdem knapp zu denken, hier zu sein und dennoch Distanz zu waren. Ein Ding der Unmöglichkeit also, aber für Leschper kein Problem. Sie kennt sich aus mit Widersprüchen. Von Anfang war Mothers als Band angelegt, aber mangels Mitgliedern startete sie solo. Zusammen mit Matthew Anderegg (Schlagzeug), Drew Kirby (Gitarre) und Patrick Morales (Bass) erweiterte sie den Sound immer mehr, zunächst mit dem Debütalbum „When You Walk a Long Distance You Are Tired“ und jetzt mit der zweiten Platte, die ihre Hörer so richtig fordern will.

 

Das vorab veröffentlichte „Pink“ gab schon die Richtung vor. Die Struktur des gut siebenminütigen Stücks könnte mit seiner repetitiven Kraft direkt dem Krautrock entnommen sein. Die langsam immer vertrackter werdenden Taktwechsel verwirren sich immer mehr und das handlungsarme, artifizielle aber doch unheimliche Video tun sein Übriges dazu, dass der Song eine unglaubliche Wirkung erzeugt. Für Leschper ist Musik facettenreich und genau deshalb gleichzeitig stark fragmentiert. Noise und Folk, Rock und Beats und vieles andere schließen sich hier keineswegs aus, sondern bilden die vielen Seiten eines geschliffen scharfen Edelsteins. Noisey hat das mal als „Progrock einer Singer/Songwriterin für erwachsene Emo-Kids“ bezeichnet. Das ist einerseits ein etwas hilfloser Versuch, etwas zu kategorisieren, was sich jeder Einordnung entzieht. Andererseits dürften Kristine Leschper und ihre Jungs diese Beschreibung wohlwollend akzeptieren: Sie ist so gut wie jede andere. Wie gesagt, Widersprüche kann man entweder aushalten oder man setzt sie bewusst als Mittel ein. Auf alle Fälle ist aus Mothers eine grandiose Band geworden, die weiß was sie will und das auch genial umsetzt – widerständig und aufregend.