Aldous Harding - 25.10.2017 - Musik & Frieden

Aldous Harding

Aldous Harding

Suport: H. Hawkline

 

Für die Musik von Aldous Harding braucht man starke Nerven. Ihre Songs ziehen ihre hypnotische Kraft aus der entwaffnenden Offenheit der trostlosen Bilder, der zurückgenommenen Instrumentation. Die Grundthemen sind Tod, Geburt, Trauer, Trost und Liebe. Selten gehen die Geschichten gut aus. Entscheidender aber ist, wie die Neuseeländerin in die Kämpfe geht: mit der Anmut einer Tänzerin und dem Stehvermögen eines Boxers. Die "gothic fairytales", wie die Sängerin selbst ihre Songs nennt, sind oft von Angst getrieben, manchmal von Trotz und nur selten von Hoffnung.

 

Vor zwei Jahren trat Harding mit ihrem Debütalbum auf die große Bühne und wagte den Schritt aus dem windumtosten Hafenstädtchen Lyttelton in die moderne Welt – die angemessen erstaunt war über das, was es da zu hören gab. Diese Erzählungen von der wilden Welt ihrer Vorfahren, diese Lieder, gedrechselt mit verdrehtem Witz und sturer, galliger Frechheit waren einfach, aber ganz anders.

 

Nachdem sie unlängst in der renommierten Show "Later ... with Jools Holland" zu Gast war, verbreitete sich der YouTube-Clip mit ihrer Performance wie ein Lauffeuer im Internet. Harding sang zur Pianobegleitung ihren Song "Horizon", und obwohl ihre Stimme allein schon für Gänsehaut sorgen kann, waren es vor allem ihre Gesichtsakrobatik und ihre seltsamen Gesten, die ebenso einnehmend wie verwirrend waren. Wer es da also noch nicht wusste, weiß es jetzt: Aldous Harding ist nicht nur eine Songwriterin von der Klasse und der Dramatik einer Cat Power oder PJ Harvey, was sie auf ihrem neuen Album "Party" wieder mal bewiesen hat, sondern auch eine Performerin, deren sperriges Charisma keinen Widerstand duldet.

 

Große Worte, zugegeben, aber wer zweifelt, möge sich live überzeugen lassen.