Highasakite - 29.06.2016 - Bi Nuu

Highasakite

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Als eines von sieben Gefangenenlagern in Guantanamo Bay ist Camp Echo ein fragwürdiges Unterfangen. Es mag zwar im historischen Kontext fest verwurzelt sein, doch für Ingrid Helene Håvik von Highasakite bezeichnet "Camp Echo" eher einen Bewusstseinszustand - dieser bildet das Fundament des sehnlich erwarteten Folgealbums zu Highasakites Debüt "Silent Treatment" (hochgelobt & in der norwegischen Heimat mit 94 Wochen in den Top 40 und damit bis dato einmaligem Chartrekord). Mit "They're like Coldplay with a female singer, only better than that sounds" wurde die Presse da an einer Stelle zitiert, und anderswo "Mumford & Sons without the cheesy chest-thumping choruses".

 

Unabhängig von den durchgängig auftauchenden politischen Kommentaren verfolgt das neue Album keine bestimmte politische Absicht. Hier geht es weniger darum, jemanden zu überzeugen oder Gehirnwäsche zu betreiben, als dass hier versucht wird, die durch äußere Unruhen ausgelöste innere Zerrissenheit auszuloten. "Es gibt auf dem Album kaum Liebeslieder, weil ich schon lange Zeit nicht mehr verliebt gewesen bin. Was mich hauptsächlich beschäftigt, sind die Klimaerwärmung und Kriege.", erklärt Håvik.

 

Die Songs entstanden im Verlauf der letzten 18 Monate und bilden eine Art Gedächtnisprotokoll all der Ereignisse, die Håviks Weltanschauung auf dramatische Art und Weise geprägt haben. In vielerlei Hinsicht spiegelt das Album einen Reifeprozess, jedoch gibt es hier keine arrogante oder selbstgefällige Deutungshoheit. Hier geht es nicht um Erleuchtung, darum, etwas besser verstanden zu haben als die anderen. In seinem Kern ist "Camp Echo" ein Ruf nach Wesensverwandtschaft. Nach Verstanden werden. Im wahrsten Sinne des Wortes, ein Album für "Someone Who'll Get It".

 

Klangtechnisch lässt sich "Camp Echo" noch am ehesten zwischen den mittleren 1980ern und 1990ern einordnen, inspiriert von schweren Elektro-Kalibern wie The Prodigy und Nine Inch Nails. Berücksichtigt man die vornehmlich elektronische Ausrichtung der Band, ist doch der Aufnahmeprozess, der alle Musiker involviert, einer, der sie stark von zeitgenössischen EDM-Acts unterscheidet. Jubel, Trubel, Highasakite!