BIG UPS - 18.04.2016 - Cassiopeia

BIG UPS

BIG UPS

Support: CREAMS

 

Zwischen Postpunk und Punk liegt: Brooklyn.

 

Schon seit der ersten Welle von Punk- und Hardcorebands, die Musik machten, um die politische Scheinheiligkeit bloßzustellen, war Punk ein Träger für freie Meinungsäußerung und gesellschaftskritischen Aufstand. Aber der anfängliche Ausbruch von First-Era Punk fasste sich durch die Jahre letztendlich in silberglänzenden New-Wave Post-Punk zusammen. Obwohl sie dieselben Wurzeln hatten, nahm das Post-Punk Genre einen paranoiden Nihilismus gegen die Gesellschaft an, der das eigentliche Verlangen des Punks, nämlich ihr zu trotzen, ersetzte.

 

Spulen wir durch Tausende von Punk- und Post-Punkbands vor bis 2016, als die Post-Hardcoregruppe BIG UPS aus Brooklyn sich erhebt um mit einem ausgeprägten Versuch die beiden Genres in Balance zu bringen. Das Quartett von Joe Galarraga, Amar Lao, Brendan Finn und Carlos Salguero Jr. hat sich im College bei der NYU Musik Technik kennen gelernt; mit einem unterschiedlichem musikalischem Hintergrund aber mit einem gemeinsamem Interesse am Punk.

 

Bis hin zum reinen Klang, schafft es BIG UPS' Musik die Dynamik von "Wir gegen die Anderen" zu verschmelzen. Die angespannten Verse verwenden spärlichen Bass und nahes Flüstern um Galarragas emotionale Regungen zu übermitteln. Aber mit dem gegebenen sozialwirtschaftlichen Kontext seiner Worte schlägt jeder Refrain mit einer Haltung à la Bartleby ein und setzt den inneren Konflikt in einen nonkonformistischen Fokus.

 

BIG UPS werden euch dazu inspirieren, einen langen und schweren Blick in den Spiegel zu werfen bis ihr ihn verdammt noch mal zerbrecht. Der Guardian nannte die Musik des New Yorker Quartetts einmal "Neo-hardcore grunge-esque punk thrash with brains straight outta Brooklyn" und trifft es einerseits damit ziemlich genau, verwässert damit aber auch den konzentrierten Lärm, den diese Band auf der Bühne zu erzeugen weiß.

 

Im vergangenen Jahr erschien die Debütplatte "Eighteen Hours of Static", die mit ihren 11 Tracks in knapp 28 Minuten Laufzeit in alte Zeiten zurückweist. Zuvor waren etliche Singles, Split-Singles und EPs erschienen, die die Entwicklung von BIG UPS sehr gut nachvollziehen lassen. Sänger und Frontmann Joe Galarraga entwickelte sich zu einem Monster von einem Shouter, der live und inzwischen auch auf Platte schreit, bis ihm der Kopf zu platzen scheint, Schlagzeuger Brendan Finn entwickelte im Lauf der Zeit eine Präzision in den Sechzehnteln, die ihn zusammen mit Bassist Carlos Salguero zum perfekten Rhythmustier werden lassen, und Gitarrist Amar Lal setzt jetzt präzis  die Stiche und Riffs, die man von einer derart aggressiven Hardcore-Bestie erwarten darf.

 

Eben erst erschien mit "Capitalized" genau das richtige Stück, um einen hinreichend verstört in den vorweihnachtlich-kapitalistischen Verkaufswahn zu entlassen. Mit dem funky Basslauf zu Beginn des Stücks und dem noch stärker ausproduzierten Sound haben sich die Jungs gewaltig zurückgemeldet und gleichzeitig verkündet, dass man sich 2016 auf ein neues Album freuen darf. Im April kommen BIG UPS nach Deutschland. Dann werden sie zeigen, dass sie vor allem live eine der besten und aufrechtesten Punkbands derzeit sind.

 


 

Tickets gibt's vor Ort u.a. bei koka36(.de), außerdem natürlich bei allen anderen nennenswerten Vorverkaufsstellen oder hinter dem "Ticket kaufen"-Button rechts.