Tocotronic - 01.05.2015 - SO36

Tocotronic

Tocotronic

"Man kann den Erwachsenen nicht trauen / Ihr Haar ist schütter / Ihre Hosen sind es auch (...)"

 

Das wird ganz schön exklusiv am Freitag. Das MyFest, das am 1.5. traditionell Kreuzberg vollmacht (tm), könnte allerdings dafür sorgen, dass auch eure SO36-Anreise ein wenig länger dauert als üblich. Bitte plant das ein!

 

Sollte es Probleme bei den Zugängen (zum MyFest) geben, wendet euch bitte mit eurem Ticket an die jeweilige Security. Für den Fall, dass einzelne Zugänge geschlossen werden, empfehlen wir - nach Absprache mit ebenjener MyFest-Security - den Zugang via ADALBERTSTRASSE aus Richtung BETHANIENDAMM!

 

Und, versprochen: vor 21 Uhr (Stagetime) geht's nicht los, Einlass ist 20 Uhr, keine Abendkasse. (Und fallt bittebitte nicht auf schlechtkopierte Schwarzmarkttickets rein, sondern wartet im Ernstfall lieber bis Ende Oktober und kommt in die Columbiahalle ...) 

 

"Wir wollen in unseren Zimmer liegen / Und knutschen, bis wir müde sind  (...)"

 


 

"Fanatikerinnen! Fanatiker! Tocotronic verkünden nicht frei von großer Freude: Am 1. Mai 2015 wird das neue Album erscheinen!"

 

Früher begannen junge Leute mit dem Gitarrespielen, indem sie das Riff von Smoke On The Water und die Akkorde für das Traditional House Of The Rising Sun lernten. Wenn sie heute mit Instrumenten anfangen, lassen sie sich dazu gerne durch Lieder von Tocotronic anspornen. Diese aufmüpfige und fröhlich schöpferische Band übt hierzulande einen überall spürbaren Einfluss aus. Musikalisch und modisch versorgt sie Jungs und Männer mit dem Selbstbewusstsein, das Madonna bis heute an Mädchen und Frauen weitergibt.

 

Über mehr als zwanzig Jahre haben diese Protagonisten ihre Band immer weiter getrieben. Mit den erstaunlichsten Ergebnissen. Wenn heute jemand Tocotronic kritisiert, wirkt das, als würde er sich mit dem Horizont anlegen. Die an Glanztaten und Überraschungen reiche Geschichte von Tocotronic findet nun ihre Fortsetzung mit einem weiteren Höhepunkt, einem wonnepoppigen Werk, in dem  alles drinsteckt. Wirklich: alles. Kindheit, Jugend, Aufstand. Wahnsinn und Gefängnis. Kondenswasser, das auf die Selbsterkenntnis tropft, Plasma, das aus der Hand wächst. BMX-Räder, alte Freunde, eleganter Mut und wilde Gefahren.

 

In zwölf Songs und einem Hidden Track behandeln Tocotronic drei zentrale Anliegen: Liebe, Erinnerung und noch mehr Liebe. Den Rahmen bildet das ganze Leben. Es beginnt mit einem Hinweis darauf, wo alles anfängt, nämlich im Heimatort Langeweile, den es zu verlassen gilt. Der Sänger kommt darauf, dass er das schafft, indem er den Erwachsenen mit Selbstbewusstsein begegnet: Wir spucken ihnen ins Gesicht. So wird er zum Rebel Boy, der anderen bei den zärtlichsten Gelegenheiten begegnen will, auch wenn es dort zum Slapstick kommen sollte: Unter deiner Decke fasst mich das Chaos an. Durch das Fenster des Schlafzimmers sieht er welche, die unter  Spießbürgern Spießruten laufen. Von ihrem Anblick lässt er sich anregen, ein Pop-Künstler zu werden. Einer, der Pop-Thesen aufstellt: Es irrt sich jeder, der meint, dass man die Welt vom Müll befreien muss.

 

Der Rebel Boy und Pop-Künstler wird zur Diva, fühlt sich zeitweilig verstorben und hat schließlich ein Date mit Dirk in einer Science-Fiction-Landschaft.Tocotronic sind in jedem Teil dieser Konzept-Story musikalische Könner, die mit den unterschiedlichsten Stilen jonglieren. Wenn sie wollen, klingen sie wie Depeche Mode. Wie Pavement, wenn sie schwelgen. Wie trotzige New Order. Wie aufgekratzte Aztec Camera. Oder wie die Stranglers, die sich mit den Smiths zusammentun, um Paint It Black von den Rolling Stones zu spielen.

 

Mit ihren riesigen Fähigkeiten, mit schlafwandlerischer Sicherheit und nicht zuletzt durch die Arbeit des Produzenten Moses Schneider und des Sounddesigners Markus Ganter greifen Tocotronic mal eben in unsere Gegenwart ein. Sie verändern die Zeit. Etliche Dinge, die es noch gibt, wirken auf einmal, als hätte es sie mal gegeben. Darunter eine Musik, die in den letzten Jahren vielen Gelegenheit bot zu bekunden, wie viel Mühe es macht, mit sich selbst verheiratet zu sein. Diesen sogenannten Diskursrock verabschieden Tocotronic nun auf freundlichste Weise. Damit beginnt etwas Neues. Das rote Album schleudert uns dorthin, ins Offene, liebe Freundinnen und Freunde.

 

Die Schlussfolgerung aus dieser Intelligenzkonsenslieblingsmusik liegt auf der Hand: Hier ist DIE Pop-Platte von Tocotronic. Ein Album wie ein Paradigmenwechsel. (...)

 

(Text: Kristof Schreuf)