Anna F. - 01.03.2015 - Grüner Salon

Anna F.

Anna F.

Anna F. lässt sich kaum einordnen. Und das will sie auch nicht. Wenn man ihren Hit „DNA“ hört, der in ihrer Heimat Österreich den Amadeus Award als Song des Jahres gewonnen hat, denkt man an ein neues Elektro-Pop-Wunder. Die synthetischen Handclaps, das Bumm-Tschak, das in den Blasmusik-Groove übergeht, der Text, der mit der vollmundigen Ankündigung „Somewhere there’s a fly in the spiderweb“ anhebt und mit der adressierten Hörerin (und deren Boyfriend natürlich) spielt: All das steht für ein solides Konzept auf elektronischer Basis. Auf der anderen Seite steht der Hang zum Indie-Rock. Geht man weiter um die Ecke, hört man tolle Singer/Songwriter-Qualitäten. Man könnte es Pop mit Kante nennen, wenn das eine gültige Kategorie wäre, mit Haken und Ösen, mit eingängigen Melodien und Texten, die hängen bleiben, aber dennoch von der nötigen Dreckigkeit zeugen, die den Songs das richtige Maß an Authentizität verleiht.

 

Und wenn Anna F. dann auch noch auf der Bühne steht und auf der akustischen Gitarre spielt, erkennt man eine weitere Facette dieser vielseitigen Künstlerin. Da steht sie mit ihrer süß-säuselnden Stimme auf der Bühne und verführt alle Zuhörer, während die gar nicht merken, wie ihre Band sie musikalisch um den Finger wickelt und Anna F. den roten Teppich ausrollt, auf dem sie gleichzeitig schüchtern und glamourös einherschreitet. Aber gerade diese eigentümlichen Gegensätzlichkeiten sind es, die Anna F. ins Vorprogramm eines Lenny-Kravitz-Konzerts gebracht haben. Auch wenn die Frau einen solchen Karrierestart gar nicht nötig gehabt hätte: Der Superstar war so begeistert, dass er sie kurzerhand auf seine komplette Europa-Tour mitnahm. Auch wer Anfang des Jahres bei James Blunt war, oder wer im April eines der Headliner-Konzerte gesehen hat, wird sich mit Freude an die charismatische Österreicherin und ihren sperrigen Sound erinnern.