St. Paul & The Broken Bones - 26.08.2014 - Postbahnhof

St. Paul & The Broken Bones

St. Paul & The Broken Bones

Manchmal ist es so einfach: Man lehnt sich zurück, hört der Musik zu und verliert jegliches Gefühl für die Zeit. So ist es mit St. Paul & The Broken Bones. Paul, das ist Paul Janeway, der Sänger der siebenköpfigen Combo – wobei niemand in seinen religiösen Gefühlen verletzt sein muss, das Saint ist nur ein Scherz. Ganz im Gegenteil, die Jungs sind alles andere als Heilige. Zusammen mit Browan Lollar (Gitarre), Jesse Phillips (Bass), Andrew Lee (Schlagzeug), Al Gamble (Tasten), Ben Griner (Posaune) und Allen Branstetter (Trompete) bildet Janeway die beste Soul-Band unserer Tage, die in den 60ern von Motown sofort zum Star gemacht worden wäre. Die Jungs klingen so echt nach altem, schwerem, wahrem Soul, dass man fast vom Glauben abfällt. Mit dem Debütalbum „Half The City“ wird man direkt zurückversetzt in eine Zeit, als Birmingham, Alabama, die Heimatstadt der Band, noch als Metropole der Rassentrennung berühmt war, wo der Ku-Klux-Klan bombte und Martin Luther King im Knast saß. Wie sehr sich diese Zeiten (zum Glück!) geändert haben, zeigt uns St. Paul und seine Band, in der kein Schwarzer den Soul spielt, und die doch am dichtesten an den Klang alter Größe heranreicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Paul Janeway Gospelsänger in einer Pfingstgemeinde war und früher keine weltliche Musik außer The Stylistics und Sam Cooke hörte (erst spät entdeckte er Tom Waits, Nick Cave, Otis Redding, James Carr und O.V. Wright), und daran, dass das Album von Ben Tanner von den Alabama Shakes produziert wurde. Und natürlich daran, dass sich St. Paul & The Broken Bones auf die alten Aufnahmemethoden verlassen haben: Die Stücke wurden auf Vintage-Equipment live eingespielt, analog auf Band aufgenommen und gemischt. Das hört man, das fühlt man, das schmeckt man geradezu. Darum klingen der heilige Paul und seine gebrochenen Knochen so alt und so neu gleichzeitig. Das gilt auch für ihre Live-Shows, die mit der Macht von sieben Musikern daherkommen, einer Bläsergruppe, die sich gewaschen hat, einer Rhythmusgruppe, die weiß wie man das Tempo anzieht und einem Sänger, der klingt wie die alten Helden. Wer zu diesen Auftritten keinen Anzug anzieht hat keinen Stil!